Büroerntefest mit nachhaltigen Vorsätzen
Zusammen mit der Ackerpause haben Beschäftigte des Automobilzulieferers Motherson vor acht Wochen Gemüse in Hochbeeten angebaut. Nun ist Erntezeit, und der finale Workshop steht an. Sind die Pflanzen gewachsen? Und was haben die Beschäftigten durch das Projekt gelernt?
Schon von Weitem kündigt ein angenehmer Grillgeruch das Motto des Nachmittages an: vom Acker auf den Teller. Denn heute wird geerntet und direkt für das Erntefest verarbeitet, was mehrere Wochen zuvor von den fleißigen Mitarbeitenden eingepflanzt und dann gepflegt wurde. Damit wird dem Office-Gardening-Projekt von der Ackerpause und dem Automobilzulieferer Motherson ein würdiges Finale zuteil. ZEIT für Klima berichtete Anfang Juli von der Aussaat. Das Berliner Unternehmen Ackerpause bringt gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit praxisnah in Unternehmen. Mit den Beschäftigten von Motherson hatte es beim Werk in Oldenburg in der Nähe von Bremen Samen und Jungpflanzen in acht eigens aufgebaute Hochbeete gesetzt. In den folgenden Wochen betreuten kleine Teams die Beete – Anweisungen und Unterstützung bekamen sie digital über die Ackerpause-App sowie einen weiteren Workshop vor Ort. Nun, zur gemeinsamen Ernte, soll der Aufwand belohnt werden. Die Theorie über das Gärtnern, gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit wird mit einem Essen in die Praxis umgesetzt.
Impulse für gesunde Ernährung
Davor steht eine kurze Gesprächsrunde zwischen den Beteiligten an: Was sie sich im Hinblick auf gesunde Ernährung seit dem letzten Mal vorgenommen hätten, möchte Ackercoach Patrick Berndt wissen. Weniger Fleisch und Zucker, lauten die ersten Antworten. Und: mehr Zeit nehmen für das Kochen, regional einkaufen. „Ich habe selbst ein Hochbeet auf meinem Balkon gebaut und Gemüse angepflanzt“, erzählt Sina Bock stolz. Die Mitarbeiterin aus dem Controlling hatte schon beim ersten Workshop ihre Pläne angekündigt, selbst gärtnern zu wollen – und dann ihre Pläne in die Tat umgesetzt. „Manchmal braucht man eben nur einen kleinen Impuls, damit sich im Verhalten etwas ändert“, erklärt Berndt. „Mich freut es jedes Mal, wenn ich sehe, dass wir mit unserem Projekt genau dafür sorgen können.“ Auch er habe sich vorgenommen, öfter in Gesellschaft zu essen und sich mehr Zeit fürs Essen zu nehmen. Das Ernte- und Grillfest kommt da wie gerufen.
Dass überhaupt genug wächst für ein gemeinsames Essen, ist keine Selbstverständlichkeit. Wetter, Schädlinge oder die falsche Handhabe können die Ernte eines Beetes erheblich beeinträchtigen. Das weiß auch Patrick Berndt aus Erfahrung und lobt die Gruppen: „Das sind mit Abstand die besten Beete, die ich seit Langem gesehen habe.“ Auch wenn die Rote Bete aufgrund der Trockenheit recht klein geblieben ist und die Tomaten noch nicht ganz reif sind, sprießt das Grün aus den Beeten fröhlich in die Höhe. „Daraus lässt sich hervorragend ein großer Salat machen, und meine Kollegin Beate macht mit euch Pesto“, erklärt Berndt, bevor er zusammen mit Ernährungscoachin Beate Bohlen und jeweils einer Gruppe durch die Beete zieht und die Zutaten für die Speisen erntet. Hier ein bisschen Schnittlauch, dort eine Handvoll Rucola, und natürlich dürfen auch Mangold und Palmkohl nicht fehlen. Statt in Plastik verpacktes, nicht regionales Gemüse vom Supermarkt kommt hier Selbstangebautes vom Beet neben dem Büro auf den Teller.
Vom Hochbeet auf den Teller
„Es ist einfach ein überragendes Gefühl zu sehen, zu spüren und nachher auch zu schmecken, was wir selbst geschaffen haben“, freut sich Sina Bock. Wie ihr ergeht es auch den anderen Teilnehmenden, die schon bei der Aussaat dabei waren. Einige sind selbst aktiv geworden, haben wie Bock zu Hause Gemüsebeete angelegt, kaufen jetzt auch mal auf dem Wochenmarkt oder direkt beim Bauernhof am Stadtrand ein, kochen gesünder und ernähren sich allgemein bewusster. Beim gemeinsamen Essen – selbst zubereitetes, teilweise angebratener Salat, Pesto und Bratwurst vom Grill – unterhalten sich die Kolleg:innen weiter über das Gemüse, die Kräuter und deren Zubereitung. „Die Ernte und deren Verarbeitung ist sicherlich das wichtigste, aber auch das schönste Element in unseren Projekten“, erklärt Lisa Schäfer, Kommunikationsmanagerin bei der Ackerpause. „Hier kommen die Teilnehmenden abteilungsübergreifend zusammen, haben Spaß und ernten die Früchte ihrer gemeinsamen Arbeit. Das zu sehen, ist auch für uns das perfekte Finale.
Auch für das Unternehmen Motherson ist das Erntefest ein gelungener Abschluss des Projektes. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung und mit Unterstützung der AOK Niedersachsen stand vor allem die Vermittlung von gesundheitsförderlichem Verhalten und gesunder Ernährung im Mittelpunkt. Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen, sagt dazu: „Die Gesundheit der Beschäftigten ist für viele der mehr als 150.000 Unternehmen in Niedersachsen längst ein Kernthema und die Ackerpause ein echtes, nachhaltiges Teamerlebnis. Die Mitarbeitenden können gemeinsam Gemüse anbauen und dann – vom Saatgut bis zur Ernte – alle Facetten gesunder Ernährung erfahren und genießen.“ Wie ökologische Landwirtschaft, Ernährung und Klimaschutz zusammenspielen, wurde hier anschaulich und unmittelbar erfahrbar gemacht. „Umwelt, Soziales und Wirtschaft bedingen sich langfristig gegenseitig. Wir übernehmen Verantwortung – mit dem Ziel, einen gesunden Lebensstil anzuregen und die Menschen für einen wertschätzenden Umgang mit Natur und Lebensmitteln zu sensibilisieren. Und parallel werden natürlich auch noch positive Teamerlebnisse geschaffen“, so Peter weiter.
Auch im Winter soll das Wissen zur Anwendung kommen
Ob der Erfolg nachhaltig sei, so Lisa Schäfer von der Ackerpause, würden vor allem die nächsten Monate zeigen. Selbst angebautes Gemüse und saisonale Ernährung haben vor allem im Sommer Hochkonjunktur. Das Gärtnern im Herbst und Winter falle erfahrungsgemäß schwerer. „Aber gerade Kohl- oder Wurzelgemüse, verschiedene Salate und Kräuter wachsen und gedeihen in der kalten Jahreszeit noch wunderbar“, so Schäfer. Sina Bock von Motherson ist davon überzeugt, dass das vermittelte Wissen langfristig zur Anwendung kommt: „Wir haben uns nun so viel mit den Beeten beschäftigt. Wer die Möglichkeit hat, macht zu Hause sicherlich weiter.“ Und wer nicht selbst gärtnert, schaut wenigstens zum Essen bei den anderen vorbei, scherzen die Teilnehmenden zum Abschied.
Die Ackerpause ist ein Programm der AckerCompany GmbH mit einem Office-Gardening-Konzept, bei dem die Mitarbeitenden gemeinsam Gemüse anbauen – und zwar unmittelbar am Unternehmensstandort. Die Idee hinter dem Konzept entspringt dem gemeinnützigen Acker e. V. und dessen Bildungsprogrammen „GemüseAckerdemie“, „AckerRacker“ sowie der „GemüseKlasse“. Während sich Letztere an Schulen und Kitas richten, erweitert die Ackerpause das Portfolio um die Erwachsenenbildung. Das Angebot der Ackerpause ermöglicht Unternehmen ein ganzheitliches Office-Gardening-Konzept im Rundum-sorglos-Paket – vom gemeinsamen Anbau bis hin zur Ernte und Zubereitung der verschiedensten Gemüsesorten. Während mehrerer Workshop-Termine wird gesundheitsförderliches Verhalten praxisnah und ohne großen Zeitaufwand in den Alltag integriert.